Unter der Wasserlinie by Raisin Ross

Unter der Wasserlinie by Raisin Ross

Autor:Raisin, Ross [Raisin, Ross]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-18T16:00:00+00:00


22.

Also, meine Damen und Herren, ich warte immer noch auf grünes Licht in Hatton Cross. Soll gleich so weit sein, heißt es, aber das hieß es letztes Mal auch schon, daher ist Ihr Tipp wahrscheinlich genauso gut wie meiner. Jedenfalls ist genügend Zeit, um sich bequem zurückzulehnen, sich zu entspannen, Zeitung zu lesen oder was auch immer. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«

Ein Witzbold, der Fahrer. Trotzdem lacht niemand. Gegenüber sitzt ein Geschäftsmann; er schüttelt den Kopf über das plump-vertrauliche Geschwätz, das aus den Lautsprechern knistert. Na bitte, ihr trostlosen Dumpfbacken, es geht nirgendwohin – und? Macht das einen Unterschied? Andererseits, wenn er selber ein Ziel hätte, wäre er vielleicht genauso. Echt ein komisches Gefühl. Er weiß nicht, wohin er will. Anders als die ganze Bande hier, die zu spät zu ihren Besprechung kommt – aber vielleicht stimmt das gar nicht, wer weiß, vielleicht tut der da drüben nur so, und in seiner Aktentasche, auf der er jetzt mit den Fingern rumtrommelt, sind bloß ein paar Sandwiches und ’ne Literflasche Wein aus Buckfast.

»O. k., Leute, sieht so aus, als ob wir weiterkönnen, also bitte weg von den Türen, dann fahren wir.«

Der Zug setzt sich in Bewegung, und er versucht nachzudenken. Wohin fährt er? Aus heiterem Himmel fängt er an zu lachen. Kann nichts dagegen tun. Wirklich komisch, die Situation. Ein paar kurze verächtliche Blicke von gegenüber. Wahrscheinlich denken sie, es gehe um was, was der Fahrer gesagt hat – Himmel, er muss in deren Augen ja der reinste Blödmann sein. Aber mal ernsthaft, was soll er jetzt machen? Gute Frage, sehr gute Frage, aber er kann sich immer noch nicht aufraffen, darüber nachzudenken, und als der Zug in die nächste Station einfährt, schläft er ein – Vorsicht an den Türen bitte, Vorsicht an den Türen.

Irgendwie ist es eine Entscheidung, aber nicht unbedingt eine, die er selbst getroffen hätte. Eher eine Art Automatismus. Das Einfachste, was man machen kann, wenn man sonst keine geniale Idee hat. Denn auch wenn Mr. Kein-Frühstück ein griesgrämiger Mistkerl ist – was er ist –, so ist er doch immerhin ein vertrauter griesgrämiger Mistkerl, und das erscheint im Moment schlicht einfacher, als sich was anderes einfallen zu lassen.

Aber er ist nicht da. Überhaupt niemand ist da. Das Bin-in-10-Minuten-zurück-Schild hängt da, also geht er wieder raus und holt sich im Billigladen einen Hotdog und eine Dose Bier und setzt sich auf eine kleine Mauer unter der Brücke, wo er vor dem eisigen Wind geschützt ist, der aufgekommen ist.

Als er wiederkommt, ist das Schild weg, doch auf sein Klopfen hin macht ein anderer Mann die Tür auf.

»Äh, Entschuldigung, ich hätte gern ein Zimmer. Ich hab schon mal vor ein paar Monaten hier gewohnt.«

»O. k., Sir, hier lang.«

Eine Veränderung, na gut.

Er folgt ihm in die oberste Etage. Am Ende der Treppe befindet sich rechts und links jeweils ein Zimmer, und der Typ öffnet eines und lässt ihn rein. Als er ihm das Geld gibt, fällt ihm auf, dass es einen Fernseher gibt.

»Ist das in Ordnung?« Er ist jünger als Mr.



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